VEREIN > Bericht des Vorstands - Rückblick 2024


Liebe Mitglieder des Vereins Kulturwelt Marktoberdorf e.V.,

Liebe Mitvorständ*innen, gewählte Kollegen und kooptierte Beirätinnen!

 

 

Am Tag nach dem 23. Februar hab ich in meinem WhatsApp-Status geschrieben:

 

„Deutschland hat gewählt. Die demokratischen Parteien haben zum Glück die Mehrheit! Zwei oder drei müssen jetzt Gemeinsamkeiten finden und ohne Egoismen schnell eine stabile Regierung bilden, gegen Extremismus, für Deutschland und für Europa!“

 

Es ging bei diesem „Nie wieder“ bzw. Deutschland wohin?“ in meinen Augen weniger um Parteipolitik als um ein Bekenntnis zu den Werten, auch kulturellen Werten, die uns nach dem Zweiten Weltkrieg und den Gräueln der NS-Diktatur ein Leben in sozialer Sicherheit, Frieden und Freiheit ermöglicht haben.

 

Geschichte wiederholt sich (leider) und zu spät ist es gleichmal, wie der Dichter Erich Kästner, der Vater von „Pünktchen und Anton“ und Autor der „Schule der Diktatoren“ über das Verbrennen von Büchern einmal geschrieben hat:

 

“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat! Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.”“

 

Am 26. Januar 2024 standen die meisten von uns im strömenden Regen auf dem Stadtplatz von Marktoberdorf, um ein Bündnis gegen rechts zu unterstützen und mit demokratischen Parteien und Kirchen zu Hunderten gegen Ausländerfeindlichkeit, Verschwörungstheorien und Demokratie-Abkehr zu protestieren.

 

Am 3. Oktober 2024 hat die „Kulturwelt“ mit vielen Vereinen und Organisatoren sich aus Überzeugung am „Fest der Demokratie“ beteiligt. Und ich sage es heute als Vorsitzender des kleinen, engagierten Vereins „Kulturwelt Marktoberdorf“ aus voller Überzeugung und mit Nachdruck: „Wir wollen keine AFD-Wähler in unseren Reihen. Ich würde mich nicht von Extremisten zum Vorsitzenden wählen lassen!“

 

Und ich wiederhole meine Frage von der Mitgliederversammlung 2024: was ist mit unserer Gesellschaft geschehen bzw. in welcher Gesellschaft leben wir, dass es mir nötig erscheint bzw. dass es meiner Überzeugung nach nötig ist, die Mitgliederver-sammlung unserer braven „Kulturwelt“ mit diesem Thema zu belasten.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren. Kultur ist nicht unpolitisch. Weil es ja schon darum geht, ob die Freiheit der Kunst grenzenlos ist? Ob Kabarett alles darf? Marktoberdorf ist eine Kulturstadt. Das macht uns stolz. Wir lassen uns nicht gängeln. Wir stehen für Vielfalt. Und wir sind gegen Ausgrenzung, Verbote oder Selbstbeschränkung.  

 

Wir wollen uns von niemandem einen Maulkorb verpassen lassen, der meint zu wissen, was „deutsches Kulturgut“ ist. Wir haben da eine andere, eine völlig unverkrampfte Auffassung von zum Beispiel „Volksmusik“ und „Volkstheater“.

 

Und mit Ihnen allen, unseren treuen Mitglieder*innen im Verein „Kulturwelt Marktoberdorf e.V.“, wollen wir dieser Linie treu bleiben. Mit den Künstlerinnen und Künstlern, die unsere Bühnen bevölkern, wollen wir als Vorstandschaft in kollegialer Freundschaft immer wieder und immer weiter versuchen gegen alle Widrigkeiten standhaft zu bleiben, unseren Prinzipien treu zu sein, offen, tatkräftig und – fröhlich!

 

Der Verein „Kulturwelt Marktoberdorf e.V.“ veranstaltet selbst, oft in Partnerschaft mit anderen Institutionen, oder er unterstützt, wir fördern Veranstaltungen, wir machen Konzerte, Lesungen oder Theateraufführungen möglich, wenn wir bei finanziellen Lücken unterstützend eingreifen.

 

Ich will Ihnen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne zu viele Details - mit ein paar Stichworten in Erinnerung rufen, was das Jahr 2024 unter der Regie oder der Mitwirkung unseres Vereins gebracht hat, vor allem auf den renommierten Bühnen von „mobilè“ und „filmburg“, die uns ja traditionell besonders am Herzen liegen:

 

Jazz an einem Sonntagabend: das ist die neue Erfolgsidee von Monika Schubert, die vom ersten Konzert an einen Nerv beim Publikum getroffen hat. Wir als „Kulturwelt“ haben die Konzertreihe gerne unterstützt - mit den gut besuchten Auftritten von u.a. „Valentin Renner Sextett“, „Helga Plankensteiner und Band“, Rosario Bonacorso-Quartett“, „Orientacion“, „Klangland mit Harald Rüschenbaum“, „Radio Europa“, „Magnus Dauners Indian Connection, „Michael Stevens Eastern Boundary Quartett“ „Buffzack“ und „Joe Fonda mit dem JoSILemiTrio“.

 

Für ihr besonderes Jazz-Programm hat Monika Schubert übrigens im Dezember 2024 eine Auszeichnung des Freistaates Bayern erhalten. Insgesamt € 30.000,- erhielten dreizehn Spielstätten und Veranstalter aus Niederbayern, Mittelfranken, Oberfranken, Oberbayern, Schwaben und der Oberpfalz. Und ein bisserl ist die „Kulturwelt“ ja, als Unterstützerin auch beteiligt, wenn Kunstminister Markus Blume sagt: „Hier swingt die bayerische Seele besonders schön im Rhythmus des Jazz!“

 

Das 14. Internationale Jazzcamp mit einem begeisternden Konzert des Landesjugendjazzorchesters Bayern unter Leitung von Harald Rüschenbaum und anderen Jazz-Events von hohem Rang fand vom 24. bis 26. Oktober statt.

 

Der Bücherfrühling wurde fortgesetzt das neue Literaturprogramm für Marktober-dorf, das von der Buchhandlung Eselsohr und der filmburg Marktoberdorf 2023 unter Mitwirkung der „Kulturwelt“ äußerst erfolgreich gestartet werden konnte. 2024 gab es u.a. am 8. und 18. April die Lesungen „Mr. Goebbels Jazz-Band“ von Demian Lienhard und „Turmschatten“ von Peter Grandl.

 

Für das ambitionierte, anspruchsvolle, ganz besondere Literaturangebot erhielten die Veranstalter eine Spende in Höhe von € 500,- von der VR-Bank Augsburg-Ostallgäu, die über unsere Konto lief. Weitere € 500,- gingen zweckgebunden an das Kino-Projekt „filmreif“.

 

Die Kulturwelt-Familienwanderung am 9. Mai 2024 (Christi-Himmelfahrt bzw. Vatertag) führte diesmal „Auf den Spuren von Fürstbischof Clemens Wenzeslaus“ mit zahlreichen Überraschungen durch die Lindenallee bis zum „Tempel“ und war wieder ein ganz besonderes Highlight. Aktiv im Einsatz waren vor allem Lucia Golda mit ihrer „mobilè“-Theatergruppe und Monika Schubert, die davon berichtete, wie das Freilichtspiel um den Bauernkrieg bzw. Andreas Hofer tatsächlich Tausende von Zuschauer*innen zur „Bergiselschlacht von Marktoberdorf“ in unsere Stadt lockte. Bergisel am Rammbogen!  Und der Heimatschatz „Mühleisen-Franz“ spielte auch eine Rolle. Wir danken Stefanie Gronostay für die begleitende Berichterstattung in der „Allgäuer Zeitung“.

 

„Happy Birthday Grundgesetz“ hieß es am 13. Juni 2024, ein wichtiges Statement.

 

Die „Allgäuer Filmkunstwochen“  lockten vom 02. bis 24. Oktober Hunderte von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in die „filmburg“ und andere Lichtspieltheater in der Region.

 

Ein voller Erfolg war auch wieder der „Tag der offenen Tür“ in Lucia Goldas „mobilè“.

 

Bei „Musica Sacra“ in Marktoberdorf an Pfingsten 2024 war die „Kulturwelt“ selbstverständlich wieder mit dabei – u.a. mit einer Anzeige im Programmheft.

„Medea-Moment“ ist ein Theaterprojekt, das schon 2024 geplant wurde und – mit Unterstützung der „Kulturwelt“ - vor wenigen Wochen, also schon 2025, im „mobilè“ über die Bühne ging. Ein Stück über Mütter, deren Glas gefühlt halb leer ist. Die nicht lächeln, sondern mit den Weisheitszähnen knirschen!“ Ein Stück perfekt aufrüttelnd zum „Internationalen Frauentag“!

Auch „Shakespeares King Lear“ in der Atelier-Werkstatt, mit zahlreichen Akteuren der Familie Singer und aus dem „mobile“, konnte finanziert und mit großem Erfolg aufgeführt werden, weil die „Kulturwelt“ ihr Scherflein beigesteuert hat.

Eine Spende der Sparkasse Allgäu aus Mitteln des „Reinertrags PS-Sparen und Gewinnen“ in Höhe von € 2000,- erweiterte wieder deutlich unseren finanziellen Spielraum. Dafür – und auch für andere Spenden - sind wir sehr dankbar.

Der renommierte „Carl-Orff-Chor Marktoberdorf“ hat am 13. Oktober 2024 in der Pfarrkirche St. Martin Georg Friedrich Händels Oratorium „Samson“ aufgeführt. Mit einer Anzeige im Programmheft hat die „Kulturwelt“ das Projekt unterstützt.

Mit Heimatg’schichten zum Thema „Es weihnachtelt“ in der „filmburg“ ging ein vielfältiges und ereignisreiches Jahr fröhlich und besinnlich zu Ende. Dass dabei auch der neue Film über die „Spöttl-Krippe“ Uraufführung hatte, sei mit großer Freude und Respekt erwähnt.

 

Meine Damen und Herren,                                                                                                                    Bevor ich zum Schluss komme, habe ich noch ein wichtiges Thema, ein höchst erfreuliches Thema. Wir können nämlich als Verein „Kulturwelt Marktoberdorf“ ein bisserl Stolz darauf sein, dass es gelungen ist, durch unsere Mitwirkung den von einem Orkan zerstörten „Engellandeplatz“ auf der Buchel, ein Kunstwerk von Christoph Wank, originalgetreu wieder aufzubauen.

 

Die Stiftung, als Eigentümerin des Kunstwerks, hat hierbei die Hauptlast getragen. Die Stadt mit Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell an der Spitze, hat sich als Vermittlerin und Moderatorin eingeschaltet. Ich persönlich durfte an einigen nicht einfachen, aber wichtigen Gesprächen mit dem Künstler teilnehmen.

 

Letztlich hat die „Kulturwelt“ jetzt hat das Hinweisschild gestiftet, das auf den Künstler verweist und die Geschichte des Kunstwerks erklärt – ich zitiere: „Der Landeplatz der Enge“ ist ein Kunstwerk des akademischen Bildhauers Christoph Wank aus Markt-oberdorf, das seit 1997 auf der Buchel steht. Die Plattform aus übereinandergescho-benen Betonringen ist zum Treffpunkt geworden, ein emotionaler Integrationspunkt. Ein Stück Heimat. Die Tafel mit Informationen zum Künstler und seinem Werk ist ein Geschenk des Vereins „Kulturwelt Marktoberdorf“.

 

An Weihnachten konnten die Engel auf der Buchel schon wieder landen. Wie schön!

 

Liebe Mitglieder*innen der „Kulturwelt Marktoberdorf“, was uns heuer noch vorschwebt, was wir schon eingetütet haben und was wir konkret planen, darüber darf ich Sie etwas später in meinem Ausblick auf das Jahr 2025 informieren.

 

Da wird mich dann Claus Struntz unterstützen, herzlich Willkommen, der als Gymnasiallehrer im Ruhestand, Literaturkenner und besonderer „Lesepate“ ein Projekt vorstellen wird, das er mit Monika Schubert und Sebastian Pflüger gemeinsam vorbereitet.  

 

Mit großem Dank an meine Vorstandskollegen und die Beirätinnen für die geleistete Arbeit und das großartige ehrenamtliche Engagement, schließe ich den Bericht des Vorstands über das abgelaufene Vereinsjahr 2024 und bitte unseren Schatzmeister Rolf Kramer um seinen Kassen- bzw. Finanzbericht.